Forderung nach besseren Betreuungsbedingungen
Die Elterninitiative „Eltern werden laut“ aus Nordrhein-Westfalen fordert mit einer Petition eine bundesweite Kita-Reform. Ihr Appell richtet sich an Staatssekretärin Anja Stahmann im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie an die zukünftigen Koalitionspartner: Sie sollen den Kita-Notstand ausrufen und innerhalb der ersten 100 Tage nach der Bundestagswahl eine umfassende Reform im Koalitionsvertrag verankern
Die Initiative reagiert damit auf die unhaltbaren Zustände in der Kinderbetreuung – ein Anliegen, das auf große Unterstützung und mediale Aufmerksamkeit trifft. So haben bereits der Stern und die WAZ über die Initiative sowie ihre Petition berichtet.
„Es ist ein Kampf, der uns finanziell und psychisch enorm belastet”
„Beinahe täglich bangen wir Eltern am Morgen und checken unsere Handys aus Angst, dass wir unsere Kinder wegen Notbetreuung oder Personalmangel nicht in die Kita bringen können“, sagt Vanessa Poerschke, Initiatorin der Petition und Mitglied der Elterninitiative „Eltern werden laut”. Die Initiative fordert Staatssekretärin Anja Stahmann im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend auf, gemeinsam mit den Koalitionspartnern den Kita-Notstand auszurufen. Innerhalb der ersten 100 Tage der Koalitionsverhandlungen müsse ein konkreter Maßnahmenplan zur Bewältigung der Krise erarbeitet werden. Klare Zuständigkeiten, eine aktive Steuerung der Umsetzung und die Einbindung von Eltern, Fachkräften und Verbänden seien unerlässlich.Denn für die Mitglieder der Initiative und ihre Unterstützer:innen hat der derzeitige Betreuungsnotstand mittlerweile weitreichende Folgen, mahnt Vanessa Poerschke: „Für viele Familien ist das ein permanenter Kampf, der uns finanziell und psychisch enorm belastet. Und natürlich leiden auch die Kinder: Sie erleben Stress, überfüllte Gruppen und bekommen nicht die Förderung, die sie verdienen. Gleichzeitig arbeiten Erzieher:innen seit Jahren am Limit, viele verlassen erschöpft ihren Beruf. Der Fachkräftemangel wird immer schlimmer – wir brauchen endlich eine echte Reform!”
Emotionale Unterstützung von Unterzeichner:innen
Den Kampf, den die Initiative schildert, kennen viele der Unterzeichner:innen nur zu gut. In den Petitionskommentaren berichten sie, wie sehr sie unter dem Kita-Notstand leiden. Eine Mutter schreibt: „Ich selbst bin betroffen als Mutter von zwei Kindern, die aufgrund von Personalmangel mehr zuhause als in der Kita betreut werden. Die Kinder leiden unter der fehlenden Struktur und vermissen den täglichen Kontakt zu Gleichaltrigen.“ Eine Großmutter berichtet zudem: „Ich unterschreibe, weil ich Oma von vier super Enkeln bin und ich den ‚Spagat‘ meiner Töchter und deren Familien live miterlebe. Das kann so nicht weitergehen.“ Eine weitere Unterstützerin fasst die Situation drastisch zusammen: „In unserer Kita herrscht seit zwei Jahren Ausnahmezustand – Kinder, Eltern und Erzieher sind am Ende!“
400.000 Kita-Plätze fehlen – Wirtschaft leidet unter Betreuungskrise
Trotz eines seit elf Jahren bestehenden Rechtsanspruchs fehlen in Deutschland laut Bertelsmann-Stiftung 400.000 Kita-Plätze und 125.000 Fachkräfte. Die Folgen: Eltern können nicht arbeiten, Unternehmen verlieren Fachkräfte, und Kinder leiden unter unzureichender Betreuung. Jährlich entstehen wirtschaftliche Schäden von 23 Milliarden Euro. Dennoch wurde das Thema im Wahlkampf vernachlässigt.
Warum bisherige Maßnahmen nicht ausreichen
Die bisherigen Maßnahmen wie das „Gute-Kita-Gesetz“ oder das „Kita-Qualitätsgesetz“ reichen nicht aus, um nachhaltige Verbesserungen zu erzielen. Die Bundesförderung ist oft befristet, und einheitliche Standards fehlen, sodass die Betreuungsqualität je nach Bundesland stark variiert. Die Petition fordert daher eine bundesweite Kita-Reform mit verbindlichen Mindeststandards für Gruppengrößen, Betreuungsschlüssel und frühkindliche Bildung sowie eine nachhaltige Finanzierung, um den Fachkräftemangel langfristig auszugleichen.
75.000 Stimmen für Veränderung: Elterninitiative will Petition in Berlin übergeben
Die Elterninitiative ruft dazu auf, die Petition zu unterzeichnen, um Druck auf die Politik aufzubauen. Sobald die Petition 75.000 Unterschriften erreicht, wollen die Initiator:innen sie während der Koalitionsverhandlungen in Berlin an Staatssekretärin Anja Stahmann übergeben. Darüber hinaus suchen sie u.a. über einen Instagram-Account und einen Youtube-Kanal deutschlandweit nach Eltern, die sich ihnen anschließen wollen. Unterstützung erhalten sie bereits vom VBM, dem Verband berufstätiger Mütter.
Quelle: Presseinformation von Change.org vom 05.03.2025