„Nichtstun ist eine Aufgabe fürs ganze Leben“

von Dr. Jos Schnurer
30.03.2016

Collage, zusammengestellt von Dr. Jos Schnurer
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Diese (abwegige?) Einstellung wird erst einmal Verwunderung, Kopfschütteln und Vogelzeigen bewirken! Wie soll das gehen, nichts tun? Geht es denn nicht im Leben darum, eine möglichst sinnvolle, befriedigende Arbeit zu haben, die, im Idealfall, mich in die Lage versetzt, ein möglichst gutes Leben zu führen? Im philosophischen, anthropologischen, aristotelischen Denken ist energeia, die Tätigkeit, im direkten Zusammenhang mit der Wirklichkeit (des Lebens) gebracht und unabdingbar damit verbunden wird, ein gutes, gelingendes Leben zu führen [1]. Die Tugend der Tüchtigkeit gilt dabei als Maß und Ziel für menschliches Denken und Handeln, jedoch mit der Unterscheidung, dass dabei eine Rangfolge und Wertigkeit zwischen dem „reinen Tätig-Sein“ und dessen Ergebnis hergestellt werden müsse. Mit dieser Replik wird gleichzeitig das Dilemma deutlich, das sich bis heute im Diskurs um gerechte, ehrliche, (möglichst) selbstbestimmte Arbeit zeigt. Der in Berlin und auf einem ehemaligen, eher heruntergekommenen Bauernhof im Brandenburgischen Oderbruch lebende, 1978 geborene  Schriftsteller Björn Kern, provoziert mit seinem Beitrag „Warum arbeiten, um Freiheit zu gewinnen, wenn man ohne Arbeit zu größerer Freiheit gelangt?“ [2]. Er geht davon aus, dass er schon etwas anfangen kann mit dem Sprichwort: „Geld macht nicht glücklich, aber kein Geld auch nicht!“, und er, als „Nichtstuer“, natürlich auch einen gewissen Grundbetrag an Einkommen benötigt, um sich und die Seinen am Leben erhalten zu können. Damit begibt er sich auf das Feld der philosophischen Fragestellungen, was der Mensch eigentlich zum Leben braucht. Mit seiner Einstellung – „Gelingendes Nichtstun geht nur davon aus, dass man mehr Schlechtes als Gutes bewirkt, solange man einem System angehört, das auf Wachstum, Verschwendung und Ausbeutung basiert“ – verdeutlicht er seine gesellschafts- und konsumkritische Auffassung. Damit begibt er sich auf ein Gebiet, das in der Neuzeit seit fast einem halben Jahrhundert auf den Anzeigetafeln zur Entwicklung der Menschheit steht. Sieben junge Wissenschaftler des Massachusetts Institute of Technology (MIT) nämlich haben 1972 in ihrer Studie dazu aufgefordert, die Grenzen des Wachstums zu erkennen: Weil die Rohstoffvorräte schrumpfen, Ackerland und Wasservorräte knapp werden und dadurch sich die Lebensbedingungen der Mehrzahl der Menschen verschlechtern, bedarf es eines Perspektivenwechsels, wie ihn die Weltkommission „Kultur und Entwicklung“ 1995 wiederholt hat: „Die Menschheit steht vor der Herausforderung umzudenken, sich umzuorientieren und gesellschaftlich umzuorganisieren, kurz: neue Lebensformen zu finden“ [3]. Es sind Fragen nach „Haben oder Sein“ (Erich Fromm), nach der aufklärerischen Denkanstrengung, ob wir Menschen in Gegenwart und Zukunft einer „Immer-weiter-immer-mehr“ – Mentalität anhängen können, oder ob die Frage: „Darf der Mensch alles machen, was er kann oder zu können glaubt?“, nicht tatsächlich zur existentiellen Herausforderung für die Menschheit wird. Ist es nicht endlich an der Zeit zu erkennen, „dass wirtschaftliches Handeln nicht mehr unter dem Motto ‚business as usual‘ fortgesetzt werden kann“, sondern eine tragfähige, nachhaltige Entwicklung eingeleitet werden müsse? [4]  Damit nämlich erhält „Nichtstun“ eine völlig andere Bedeutung, die es lohnt, darüber nachzudenken. Das soll mit der folgenden Annotation von neuerer, wissenschaftlicher Literatur über die Thematik geschehen! Dabei soll freilich ein Aspekt nicht unbeachtet bleiben, der im Diskurs um „Haben oder Sein“ immer wieder ins Feld geführt wird, nämlich die Frage: „Wer kann es sich schon leisten, auszusteigen aus dem Hamsterrad der abhängigen Arbeit?“ Dass sich dabei nicht nur nachvollziehbare und möglicherweise sogar zum Nachmachen anreizende Aktivitäten zeigen [5], sondern auch verständliche Resignation ob der je vorhandenen Lebenssituation, soll nicht verschwiegen werden. Eines sollte dabei noch deutlich werden: „Nichtstun“ in unserem Sinne heißt nicht, als „Nichtsnutz“ zu leben und ähnlich, wie dies der russische Schriftsteller Iwan Gontscharow in seiner Parabel über den jungen, antriebslosen und phlegmatischen Gutsbesitzer Ilja Iljitsch Oblomow erzählt hat, an fehlender Lebenskraft zugrunde zu gehen (was in der Psychoanalyse mit dem Begriff „Oblomowerei“ beschrieben wird [6]); vielmehr käme es darauf an, nach einem echten, humanen guten Leben zu streben.

Bewusstsein schaffen

„cogito ergo sum“ („ich denke, also bin ich“), so drückte der französische Philosoph und Naturwissenschaftler René Descartes (1596 – 1650) das Wissen über sich selbst aus, wobei er auswies, dass der Mensch sich seiner Gedanken unmittelbar bewusst sei, während er die Dinge, die von der Außenwelt auf ihn einwirken, nur unmittelbar aufnehme. Damit kommt zum Ausdruck, dass unser Bewusstsein Bestandteil unseres Geistes und damit unseres individuellen Daseins ist. „Ohne Bewusstsein ist die persönliche Sichtweise aufgehoben, wir wissen nichts von unserer Existenz, und wir wissen auch nicht, dass irgendetwas anderes existiert“. Die existentielle Frage „Wer bin ich?“, die jeder Mensch sich stellt und stellen muss, ist ja für die eigene wie die kollektive Identität die Grundlage für das Menschsein und die Menschlichkeit. Es ist eine philosophische und alltägliche Frage; und die Antworten darauf stellen sich als Selbstverständlichkeiten wie Überraschungen und Entdeckungen dar. Wie aber entsteht unser Bewusstsein? Der portugiesische Neurowissenschaftler von der University of Southern California, António R. Damásio, setzt sich in seinem Buch „Selbst ist der Mensch“ mit zwei spannenden Fragen auseinander: „Wie baut das Gehirn einen Geist auf?“ und „Wie sorgt das Gehirn in diesem Geist für Bewusstsein?“. Damasios Forschungen zum Bewusstsein gehen auf Konfrontation zu der bisherigen, durch Descartes überkommenen Postulate, dass es eine Trennung zwischen Körper und Geist gebe; er geht vielmehr davon aus, dass ein konstitutiver Zusammenhang zwischen Körper und Geist bestehe und sich die Eigenschaften ständig gegenseitig beeinflussten. „Das Geheimnis des Bewusstseins“, sagt Antonio Damasio, „ist nach wie vor ein Geheimnis, auch wenn wir ein wenig weiter vorgedrungen sind“. Der Autor liefert mit seiner Arbeit über Körper, Geist und Entstehung des menschlichen Bewusstseins einen wichtigen Baustein für ein Bewusstsein des Selbst. Der bewusste Geist wächst aus der Geschichte der Lebenssteuerung, was bedeutet, dass das Individuum in der Lage ist, Bewusstsein als dynamischen Prozess wahrzunehmen und zu verstehen [7]

Autonomie? Autonomie!

Im kontroversen, theoretischen und praktischen, fachbezogenen und interdisziplinären Diskurs über Formen und Zuschreibungen zum Autonomiebegriff, und in diesem Zusammenhang zu den Modernisierungstendenzen hin zu „flachen Hierarchien“, geht es um Bestandsaufnahmen und Analysen über Freiheit und Gemeinschaft, Normativität und Kritik, Wahrheit und Ideologie, Recht und Subjektivität, Kapitalismuskritik, Klassenkampf und Politische Praxis. In der von der Wilhelms-Universität in Münster herausgegebenen Zeitschrift Theoretische Soziologie (ZTS) wird das Ziel forciert, „die wissenschaftlichen Diskussionen zwischen unterschiedlichen Theorierichtungen wie auch allgemein den Austausch zwischen theoretischer und methodologischer Grundlagenforschung, zwischen methodischen Reflexionen und Verfahren und den vielfältigen empirischen Forschungsprogrammen und Spezialdisziplinen der Soziologie zu fördern“. Die Wissenschaftstheoretikerinnen Martina Franzen und Arlena Jung vom Berliner Wissenschaftszentrum für Sozialforschung und der Soziologe vom Forum Internationale Wissenschaft an der Universität Bonn, David Kaldewey, geben einen Sammelband heraus, in dem die je unterschiedlichen Definitionen und  Zugänge zum Autonomiebegriff aufgezeigt, diskutiert und auf den Prüfstand einer gemeinsamen Wertigkeit gestellt werden. Es wird deutlich, dass die An-, bzw. Abwesenheit von Autonomie für soziale Daseinsformen und -existenzen grundlegend ist, und es deshalb notwendig ist, Autonomie als gesellschaftlichen Wert zu definieren und Ausschau zu halten nach den Autonomiegewinnen und- verlusten in der sich immer interdependenter und entgrenzender entwickelnden (Einen?) Welt [8].

Tun oder Unterlassen

„Eine Unterlassung setzt … voraus, dass eine Norm gilt, die ein bestimmtes Handeln fordert und der Unterlassene diese Handlung nicht ausführt“. Der Düsseldorfer Philosoph und Ethiker Dieter Birnbacher setzt sich mit den moralischen, gesellschaftlichen und juristischen Zugänge zu den Tugenden des Tuns und Unterlassens auseinander. Er analysiert den Unterlassungsbegriff, thematisiert die Kausalität von Unterlassungen, und diskutiert die  Beurteilung von Unterlassungen im Vergleich mit (positiven) Handlungen. Er zeigt auf, dass es sich bei der Auseinandersetzung mit dem Begriffspaar „Tun“ / „Unterlassen“ um wohlvertraute und universale Verhaltensweisen des menschlichen, moralischen Denkens und Handelns handelt, und damit um „die Tendenz, Tun und Unterlassen, Handeln und Geschehenlassen, aktives Eingreifen und passives Untätigbleiben moralisch deutlich verschieden zu beurteilen“. Er belegt dies mit der Erfahrung, die auch ein Sprichwort sein könnte: „Wer einen anderen vorsätzlich belügt oder betrügt, indem er ihm Märchen auftischt, wird gemeinhin strenger moralisch verurteilt als wer einen anderen durch das Verschweigen wichtiger Tatsachen wissentlich im Irrtum lässt“. Begriffsvergewisserungen und –verwirrungen ergeben sich bei der Betrachtung von Synonymen und Antonymen, etwa bei der Betrachtung der Begriffe „Unterlassen und Geschehenlassen“, „Unterforderung oder Überforderung?“... Sein Lösungsvorschlag: „Eine kritische Ethik kann es bei dem bloßen Aufweis der bestehenden Rollenstrukturen nicht bewenden lassen“; vielmehr sollte es darum gehen, „Handlungspflichten aus übernommenen Rollen ceteris paribus (also: „bei gleichen sonstigen Umständen“, JS) mit stärkeren moralischen Sanktionen zu versehen als Handlungspflichten aus zugeschriebenen Rollen und rollenunabhängigen Jedermannspflichten“ [9].

Nähe und Distanz

„Erkenne deine Grenzen“, dieser Ratschlag hat seine Berechtigung wie seine Tücken. In der aristotelischen Philosophie wird den Lebewesen „eine Grenze und ein Maß der Größe und des Wachstums“ zugesprochen, „weil sie eine Seele haben, die das Wachstum reguliert“ [10]. Und bei der Frage, was den Menschen gelingen lässt, werden Be- und Entgrenzungen im Dasein als notwendige und unverzichtbare Paradigmen formuliert [11]. Grenzen zu erkennen und zu überschreiten sind demnach intellektuelle Balanceakte des Lebens, die den realistischen und den kritischen Geist herausfordern. Sie beginnen als Erfahrungssuche und bedürfen des kontinuierlichen Bemühens um Lebensweisheit [12].. An der Eberhand Karls Universität in Tübingen fand im Wintersemester 2011/12 im Rahmen des Studium Generale eine Ringvorlesung zum Thema “Grenzüberschreitungen – der Mensch im Spannungsfeld von Biologie, Kultur und Technik“ statt. Der Lehrstuhlinhaber für Molekularbiologie am Interfakultären Institut für Zellbiologie, Alfred Nordheim, und der Kultur- und Sozialwissenschaftler Klaus Antoni geben den Sammelband mit dem Ziel heraus, „anhand einer Reihe ganz konkreter Fragestellungen den gegenwärtigen Stand der Wissenschaften in den Zeiten von Grenzüberschreitung und Entgrenzung auszuloten“ [13].

Rationalität und Emotionalität

Emotionen sind nicht nur Affekte und Gemütsbewegungen, sondern sollen bestimmt werden von Einschätzungen und Bewertungen. Diese Zuschreibung berührt die ganze Tragweite des philosophischen Nachdenkens über Rationalität und Emotionalität. In der griechischen Philosophie wird „pathos“ als Widerfahrnis und Affekt bezeichnet, „was einem widerfährt“ und „was man erleidet“, also als negative und positive Vorgänge, wie etwa Begierde, Zorn, Furcht, Mut, Neid, Freude, Zuneigung, Hass, Sehnsucht Eifersucht und Mitleid benannt, oder als Affekte, Sanftmut, Scham, Freundlichkeit als Tugenden und Verhaltensweisen bezeichnet. Eine besondere Herausforderung beim philosophischen Denken über alle Zeiten hinweg gilt der Frage, ob und ggf. wie Affekte, die sich als Gemütsbewegungen darstellen, durch die Vernunft steuer- und beherrschbar sind. Im abendländischen Denken erhält dabei die Emotion einen eher negativen Beigeschmack, mit der Herausforderung, emotionales Verhalten dem rationalen Denken unterzuordnen. Die Philosophin Martha C. Nussbaum hat 2013 mit dem Buch „Polical Emotion. Why Love Matters für Justice“ darauf hingewiesen, dass Emotionen, bezogen auf historische, kulturelle, politische und ideologische Entwicklungen,. normativ wirksam sind und in den institutionalisierten Verfasstheiten Realitäten stabilisieren können.. Gerechtigkeit braucht Liebe! Stabilität ist ohne ein emotionales Engagement nicht möglich! Das Streben nach Gerechtigkeit geht mit Unvollkommenheit einher! [14]

Vom Skandalon des kapitalistischen Reichtums und der prekären Armut in der Welt

Die Reichen – sowohl in den Industrie-, wie in den so genannten Entwicklungsländern – werden reicher, und die Armen werden ärmer. Dieses oft gehörte und zitierte Fazit der menschlichen Entwicklung auf unserer Erde, die wir mittlerweile gerne als EINE WELT bezeichnen, ist Kennzeichen des unbefriedigenden Zustandes der Menschheit. Die Folgen dieser ungerechten Entwicklung - Hungersnöte, gesellschaftliche Konflikte, Migration, Terror - bedürfen einer dringenden genaueren Betrachtung, und sie müssen Bestandteil eines allumfassenden Lern- und Veränderungsprozesses werden, sollen nicht die Aufmerksamkeiten und ethischen Forderungen, wie sie sich im Menschenrechtsdiskurs vollziehen, durch egoistische und menschenverachtende Entwicklungen kassiert werden. Wenn Argumente und Prognosen über den Zustand der Welt sich verdichten und die negativen, kapitalistischen Entwicklungen des homo oeconomicus immer deutlicher werden, melden sich mittlerweile nicht nur System- und Gesellschaftskritiker zu Wort, sondern auch kritische Geister, die bisher eher marktkonforme und neoliberale Positionen vertraten. Es ist sicherlich nicht diskriminierend festzustellen, dass der leider viel zu früh (2014) verstorbene Mitherausgeber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, Frank Schirrmacher, nicht gerade zu den herausragenden Kapitalismuskritikern gehörte. Wenn er nun in seinem letzten Buch „Ego. Das Spiel des Lebens“ die populären und wissenschaftlichen Auseinandersetzungen über den notwendigen lokalen und globalen Perspektiven- und Systemwechsel, weg vom kapitalistischen, neoliberalen und hin zu einem ethisch-fundierten nachhaltigen Denken und Handeln, zusammenfasst und die auf 35 Seiten aufgelisteten rund 500 Publikationen zum Pro und Contra globalökonomischen Tuns zu eigenen Argumenten verarbeitet, wird man sagen können: Die vorliegenden Analysen, Bestandsaufnahmen und Visionen, die deutlich machen, dass es möglich ist, eine andere, gerechtere (Eine?) Welt zu schaffen, überzeugen und machen aus Mitläufern Gegenläufer! Frank Schirrmacher stellt seiner Warnung, dass im ökonomischen Spiel der Finanz- und Kapitalmacht ein egoistisches, von Misstrauen getragenes und aus Verzweiflung und Angst gesteuertes Monster heranwächst, das alle ethischen und moralischen Prämissen des sozialen Menschseins außer Kraft setzt, den Rat des französischen Philosophen und Soziologen Michel Foucault voran: „Wir sollten nicht zu entdecken versuchen, wer wir sind, sondern was wir uns weigern zu sein“. Damit legt er den Fokus seiner Analyse über den Zustand der Welt darauf, dass es nicht zu spät ist, den Paradigmenwechsel zu vollziehen – und vor allem, dass nicht die Ohnmacht der Individuen dies verhindert, sondern die Macht jedes Einzelnen es ermöglichen kann. Dabei identifiziert er die globalen Veränderungsprozesse als „Informationskapitalismus“, der „zusammenhängende Lebensläufe und Identitäten von einzelnen Menschen infrage (stellt), … die Realwirtschaft für seine Zwecke einspannt und … im Begriff (ist), konstitutionelle und völkerrechtliche Ordnungen umzuschreiben“, eine wahrhaft monströse, imperiale Bedrohung [15].

Schulden kommt von Schuld,

die Frage ist nur, wer schuld hat an der Schuldenfalle, die sich im „Raubtierkapitalismus“ (Peter Jüngst) gewissermaßen zum scheinbar notwendigen, ökonomischen Treibriemen entwickelt hat, sich im „Gespenst des Kapitals“ [16] ausdrückt, zur globalen Vertrauenskrise im individuellen und gesellschaftlichen, lokalen und globalen Dasein der Menschen geworden ist [17] und die Weltkrisen verursacht hat [18]. Über Schulden zu reden, heißt zum einen darüber nachzudenken, wie der „Kamikaze-Kapitalismus“ [19]  ein ökonomisch gerechtes Leben der Menschen auf der Erde verhindert, zum anderen, wie historisch und aktuelldie Schuldenwirtschaft entstanden ist. Der US-amerikanische Anthropologe und bekennender Anarchist, David Graeber, der am Goldsmith-College der Londoner Universität lehrt, tritt für direkte Demokratie und Partizipation aller Menschen ein. Er gilt als Vordenker und Theoretiker der Occupy-Bewegung. Mit seinem Buch „Schulden“ legt er eine breit angelegte Analyse über das Schuldenentstehen, Schuldenmachen und die weltweite Schuldenwirtschaft vor. Er antwortet auf die zunehmend drängenden Fragen nach Alternativen zum herrschenden, ökonomischen und politischen System eines „Immer-Mehr“, eines gesteigerten Konsumismus, indem er schonungslos und umfassend die  „Kapitalwelt“ mit ihrem Schuldenmachen, ihrer Kapitalgewalt, Finanzgier, Hierarchie und Wachstumsideologie vorführt und zum Selbstdenken und Selbsthandeln auffordert [20].

„Prekarität ist überall“

Die Lage ist prekär! Wenn diese Charakterisierung als alltägliche Metapher benutzt wird, kann damit sowohl ein individuelles, als auch gesellschaftliches Unbehagen und die Kennzeichnung einer Entwicklung zum Ausdruck kommen, die weder eingeplant noch wünschenswert erscheint und damit auch etwas Schicksalhaftes verdeutlicht, also irgendwie ein Ausgeliefertsein an vom Einzelnen oder der Gesellschaft nicht beeinflussbares Unabwendbares sich ereignet. Die Haltungen dazu können sich sowohl als Gläubigkeit und das sich Abfinden mit schicksalhaften Lebensverläufen, als Traditionalismus, oder als Widerstand zeigen. Deutsche, französische, italienische, dänische, polnische, schweizerische, österreichische, türkische und US-amerikanische Expertinnen und Experten haben sich zu dem Netzwerk SUPI (Social Uncertainty Precarity Inequality) zusammen geschlossen. Sie diskutieren und forschen über die unterschiedlichen theoretischen und wissenschaftlichen Sichtweisen und nationalen Besonderheiten und analysieren die vielfältigen Dimensionen einer „social quality“ und stellen Lösungsansätze zur „precarity“ vor. Über ihre Arbeit haben sie einen Sammelband herausgegeben, in dem sie das Thema „Prekarisierung und Flexibilisierung: Umorientierung und neue Qualitäten innerhalb der Sozialstruktur; ökonomische und ideologische Perspektiven – Precarity and Flexibilisation; The New Qualities of the Social Structure Re-orientation of Economical and Ideological Perspectives“ interdisziplinär darstellen. Der Politik- und Sozialwissenschaftler Rolf-Dieter Hepp legt den Sammelband vor. Sie entwickeln damit eine  „neue Qualität sozioökonomischer Konfliktfelder, die unter den Bedingungen der Finanzkrise verstärkt die (jeweilige, JS) Gesellschaft prägen“ und sich als „Globalisierung der Prekarität“ darstellen [21].

Herrschaftsanspruch und Recht

„Hannibal ante portas“, so formulierten unsere Altvordern eine Situation, in der sie darauf hinweisen wollten, dass ein Ereignis bevorsteht, vor dem es zu warnen gilt. Dabei ist immer von einer Person oder einem Zusammenschluss die Rede, die Macht und Herrschaft beanspruchen, nicht immer zum Vorteil der Gemeinschaft, sondern als Eigennutz und vorwiegend mit ideologischer Begründung. Dieser Herrschaftsanspruch war also direkt zu benennen und auch zu identifizieren. Karl Marx hat in seiner Ökonomie- und Gesellschaftskritik darauf hingewiesen, dass „der Verwertungsprozess des Werts ( ) einen Typus von anonymer Herrschaft hervor(bringt), deren Kennzeichen nicht in der Unterordnung des Willens einer Person unter den einer anderen besteht“, sondern der Kapitalismus als Gesellschaftsformation „eine Unterordnung der Willen und Zwecke aller Akteure unter den Akkumulationsimperativ …, der ‚Produktion um der Produktion willen‘ bedinge“. Der Wandlungsprozess in der bürgerlichen Gesellschaft vom rechtsphilosophischen hin zum politökonomischen Denken, den Marx und auch die Moderne aufgreifen, ist ja bestimmt von der „Abspaltung der Kategorie des Staatsinteresses von der Herrscherwillkür und metaphysischen Normkonstrukten“ und führt zur „Entstehung eines ‚transpersonalen Bezugspunkt[es] des Staates“. Der wissenschaftliche Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Carl von Ossietzky-Universität in Oldenburg, Ingo Elbe, der Mentor für Praktische Philosophie an der FernUniversität in Hagen, Sven Ellmers und das Vorstandsmitglied des Instituts für Sozialtheorie e.V. an der Universität Bochum, Jan Eufinger, denken, zusammen mit weiteren Autorinnen und Autoren über Konzepte moderner Herrschaftsordnungen, ihr Werden und Wirken nach. Sie identifizieren zahlreiche Formen von „anonymer Herrschaft“, die es vom zôon politikon“, dem politischen Lebewesen Mensch, zu erkennen und zu verändern gilt [22]

"Ohne Wachstum ist alles nichts"

Dieser parteipolitische, konservative Slogan, wie er noch vor wenigen Jahren als wirtschafts- und gesellschaftspolitisches Motto in einem Grundsatzpapier CDU von der Mehrheit der Bevölkerung geglaubt und geschluckt wurde, wird mittlerweile ernsthaft in Frage gestellt; und zwar ausgerechnet von einem, der über Jahrzehnte hinweg kapitalistische und neoliberale Positionen vertreten hat. Weil aber irren menschlich und anzuerkennen ist, wenn daraus ein Perspektivenwechsel entsteht, ist Polemik angesichts der Herausforderungen, denen wir Menschen uns in den Zeiten der Menschheitskrisen – von der Wirtschafts- und Finanz-, bis zur Umweltkrise – gegenüber sehen, nicht angebracht. Meinhard Miegel hat lange Jahre als Mitarbeiter in CDU-Gremien gewirkt; den Slogan im Grundsatzpapier der CDU - (an dem er mitgewirkt hat?) - steht er heute äußerst skeptisch gegenüber. Mit der 2007 erfolgten Gründung eines gesellschaftlichen Diskussionsforums, „Denkwerk Zukunft – Stiftung kulturelle Erneuerung“ will er zur Erneuerung der westlichen Kultur beitragen, „um diese wieder zukunfts- und verallgemeinerungsfähig zu machen“.  Mit einer harschen Kapitalismuskritik klagt er den lokalen und globalen „Wachstumswahn“ an, und zwar sehr konkret an den Fragen nach den materiellen Bedürfnissen der Menschen; den Grundbedürfnissen, die für eine humane Existenz notwendig sind – und in vielen Teilen der Erde fehlen – bis hin zu dem, was als „Zufriedenheit“ bei denen zum Ausdruck kommt, die die täglichen Sorgen des Überlebens nicht haben und im materiellen Mehr-Besitz nicht in erster Linie die Erfüllung ihrer Lebensziele sehen. Der Satz wird den Wachstumsbefürwortern wie Hohn klingen: „Wachstum vorrangig zum Zwecke der Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen - … das ist unter den Bedingungen des 21. Jahrhunderts schlechterdings nicht mehr hinnehmbar“. Auch wenn er keine radikalen und  revolutionären Antworten gibt (und sie wohl auch scheut),, so benennt er doch die Zustände, die einer Änderung bedürfen [23].

Kapitalismuskritik von vielen Seiten

Noch einer, der (vom Saulus zum Paulus?) wird und sich angesichts der scheinbaren Ausweglosigkeit und Ohnmacht der kapitalistischen und materialistischen Entwicklung der Welt zu Wort meldet: Der Werkzeugmacher und ehemalige Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung, CDU-, IG Metall-Mitglied, Kolpingbruder und Engagierter bei amnesty international: Norbert Blüm. Er rebelliert gegen die selbst von den abhängig Beschäftigten widerstandslos akzeptierte Auffassung „Geld regiert die Welt“ und greift den Finanzkapitalismus frontal an, in (beinahe) schönster marxistischer Manier. Er geht vor gegen die Auffassung „Geld regiert die Welt“, indem er den globalen Finanzkapitalismus als pure Hochstapelei entlarvt, den Hochmut der Bankiers und Finanzjongleure brandmarkt und auf die „Obszönität der Finanzwelt“ verweist. Die Erfindung des Geldes als ursprüngliches Tauschmittel hat sich längst zum janusköpfigen, unbeherrschbaren Monster und zum Selbstzweck entwickelt. Und die ersten zaghaften, eher lokal und regional verorteten Aktivitäten zur Rückführung des ursprünglichen „Geld“-Sinns, geben Mut, sich gegen die Finanzgier zu stellen und für eine sozial verträgliche Lebensführung. Denn die Frage – „Was ist der Nutzen des Nutzens?“ – steht an, angesichts der inhumanen, lokalen und globalen Entwicklung, dass die Reichen immer reicher und die Habenichtse immer ärmer werden. Dass dagegen Konservative und Fortschrittliche zu Veränderungswilligen werden, kann der Menschheit nur gut tun! [24].

Radikale Entfremdung

Das Bild vom griechischen Philosophen Diogenes von Sinope, der in der Zeit von etwa 410 bis 323 v. Chr. lebte und bereits zu seiner Zeit wegen seiner provozierenden, einfachen und genügsamen Lebensweise Aufsehen und Ärgernis erregte und nach den überlieferten Erzählungen als Behausung mit einem größeren, ausgedienten Vorratsfass zufrieden war, kann uns heute nur noch ein nachsichtiges Lächeln entlocken; und wir ordnen diese Episode ein in unsere Schublade, die wir für Menschen bereit halten, die eher lebensuntüchtig angesehen werden müssen. Das ist ein Hinweis darauf, dass wir solche Aufforderungen, ein einfaches Leben zu führen, längst dem Gott geopfert haben, den wir KONSUM nennen. Insbesondere in der Konsumsoziologie wird aufgezeigt, dass Konsum ein Phänomen ist, „das unsere Gesellschaft insgesamt durchdringt und umtreibt, und daher nicht mehr bloß ein Anhängsel der Produktion darstellt, sondern ein selbständiges System mit gesellschaftsweiter Geltung“ ist. Darauf hat der französische Soziologe Jean Baudrillard (1929 – 2007) in seinem, 1970 erschienenem Buch „La société de consommation“ hingewiesen, das in der Buchreihe „Konsumsoziologie und Massenkultur“ vom Soziologen Kai-Uwe Hellmann vom Institut für Soziologie der TU Berlin und vom Kultur- und Mediensoziologen Dominik Schrage von der Leuphana-Universität in Lüneburg jetzt erst in deutscher Sprache herausgegeben wurde. Baudrillard unternimmt dabei den Versuch, den soziologischen und gesellschaftlichen Begriff „System“ auf das „Konsumsystem“ zu übertragen, als „ein gesondertes, in sich abgeschlossenes, unabhängiges System von Zeichen und Bedeutungen…, das allem Konsum überhaupt erst Sinn verleiht, rein systemintern generiert, ohne dafür auf reale Ereignisse oder Vorgänge notwendig bezogen zu sein“; was bedeutet, dass sich das Konsumsystem seine eigene Wirklichkeit erschafft, „es erfindet … seine eigene Sicht der Dinge und dirigiert die Konsumentinnen und Konsumenten… nach eigenen Regeln“. Die sich daraus entwickelnde Konsumkritik erzeugt und reproduziert – und das ist das Perfide am Konsumsystem – das, was sie kritisiert, abschaffen oder zumindest verändern will. Ist kein Ausweg aus dem selbst gebauten und bereit gestellten Konsum-Gefängnis erkennbar? Darauf gibt der Autor zwei Antworten: Die eine beschreibt er als Einlullung und das Hinein-Fallen-Lassen in die Ära des Konsums, ob willentlich oder gezwungenermaßen, „unter dem Vorzeichen des Kapitals beschleunigten Produktivität… und der radikalen Entfremdung“, bei der „die Logik der Ware ( ) sich generalisiert (hat) und ( ) heute nicht mehr nur die Arbeitsprozesse und die materiellen Produkte (beherrscht), sondern die gesamte Kultur, die Sexualität, die zwischenmenschlichen Beziehungen, bis hinein in die individuellen Phantasmen und Triebe“; die andere liest sich nicht, wie vielleicht erwartet, als Erlösung vom Konsum, sondern höchstens in der Erkenntnis, dass der Mythos vom Konsum nicht den Konsum abschaffen kann; höchstens – und das wäre schon ein enormer Erkenntnisgewinn – „dass das Objekt nichts ist und sich hinter diesem Nichts die Leere der zwischenmenschlichen Beziehungen, die Umrisse der gewaltigen Mobilisierung gesellschaftlicher Produktivkräfte abzeichnen und sich mit ihm verdinglichen“ [25].

Ist er Mensch für die Wirtschaft da, oder die Wirtschaft für den Menschen?

Eine andere, bessere und gerechtere Eine Welt ist möglich! Diese Überzeugung und diesnr Optimismus gilt es zu entwickeln, wenn Sein mehr sein soll als Haben, wie dies Erich Fromm formuliert und der Habenmentalität den Seinsmodus entgegengestellt hat [26]. Muße statt Gier, so könnte man die Parole bezeichnen, die sich an der Kapitalismus- und Wirtschaftskritik entzündet. Über das Haben und Sein des Menschen gibt es, seit es Menschen gibt, kontroverse Auffassungen. Die negative Steigerung des Habens, die Habgier, die nicht selten auch mit der Untugend des Geizes in Zusammenhang steht, wird im allgemeinen im sozialen und gesellschaftlichen Umgang der Menschen miteinander als ein abzulehnendes Fehlverhalten betrachtet, negativ sanktioniert und religiös als (Tod-)Sünde belegt. Da ist es verwunderlich (oder bezeichnend), dass Sprüche wie „Geiz ist geil!“ nicht nur als ökonomische Werbeparolen Eingang in den sprachlichen und Verhaltenskodex finden, sondern sogar als „Zeitgeist“ stilisiert werden. Die Entlarvung – „Es gibt kein richtiges Leben im falschen“ (Adorno) – wird zwar im neueren Diskurs über die Haben-Mentalitäten hervorgehoben, doch die logische Umsetzung im alltäglichen und gesellschaftlichen, lokalen und globalen Leben der Menschen gestaltet sich schwierig. Diesen Herausforderungen geht der österreichische Journalist und Volkswirtschaftler Hans Bürger in seinem Buch „Der vergessene Mensch in der Wirtschaft“ nach. Dabei geht er nicht mit dem Knüppel vor, auch nicht mit dem Schwert, sondern mit Argumenten, die er Expertinnen und Experten entnimmt, die sich wissenschaftlich auf die Suche nach Alternativen zum scheinbar urwüchsigen, jedoch ungerechten, unsozialen und unlogischen, kapitalistischen und neoliberalen Wirtschaftssystem machen. „Menschen sind keine Märkte. Und Märkte sind keine Menschen“. Und doch funktionieren und manipulieren 0,01 Prozent der Finanzmacher, Spekulanten und Nutzen-Optimierer 99,99 Prozent der menschlichen Bevölkerung auf der Erde zum homo oeconomicus um, der sich längst zum homo consumentus herunterentwickelt hat. Es fehlen Vertrauen und Zuversicht, dass es gelingen könnte, das Vernunftgemäße im Menschen wieder zu entdecken. Dazu ermuntert Hans Bürger, trotz aller Pessimismen und Faktizismen, dass es möglich ist, einen Perspektivenwechsel in Gang zu bringen. Wirksame Veränderungsprozesse beginnen immer bei wenigen Überzeugten und Engagierten. Die Verbreitung hin zur Menschheit vollzieht sich langsam und mühsam; doch es geschieht! [27]

Die Ökonomie von Gut und Böse (Tomáš Sedláček)

„Geld stinkt nicht“, diese historische wie aktuelle Einstellung wird auf dem Feld der kapitalistischen und neoliberalen, ökonomischen Entwicklung immer wieder als Argument gegen die zaghaften Versuche benutzt, das Geld abzuschaffen und den Markt die Macht zu nehmen [28]..Über die Gier, die Menschen antreibt, um ein materielles Immer-Mehr zu erlangen, wird vielfach spekuliert, vermutet, geklagt und argumentiert. Die katastrophalen und unverantwortlichen Auswirkungen auf individuelles, gesellschaftliches, lokales und globales Dasein der Menschen werden aufgezeigt und angeprangert. Argumente und Analysen werden seit Jahrzehnten vorgelegt. Intellektuell, moralisch, psychologisch, theoretisch und praktisch sind es die Fingerzeige und mahnenden Worte und Taten, die uns darauf aufmerksam machen, dass eine gerechtere (Eine?) Welt nicht nur möglich, sondern auch notwendig ist, damit die Menschheit sich human weiterentwickeln und existieren kann. Materialismus- und Kapitalismuskritik ist zwangsläufig System- und Konsumkritik; was bedeutet, dass der kritische Umgang mit den Ressourcen der Erde (eigentlich) Bestandteil der dem Menschen angeborenen Vernunftbegabung sein sollte. Dass dies in der Möglichkeitsform formuliert wird, heißt allerdings auch, dass das Wirken des menschlichen Verstandes nicht per se und auch nicht gottgegeben ist, sondern der Anstrengung und intellektuellen Anstrengung bedarf. Der Heidelberger Philosoph und Befreiungstheologe Ulrich Duchrow appelliert mit seinem Buch „Gieriges Geld“ an die religiös gläubigen Menschen überall in der Welt. Er ist davon überzeugt, dass, wenn „auch nur eine wachsende Minderheit in den Glaubensgemeinschaften sich auf ihre Quellen zurückbesinnen und an der Seite der geschundenen Menschen und Erde handeln würde, sähe die Welt schon morgen anders aus“. Gier, als Denk- und Verhaltensweise, ist menschengemacht. Die Krisen, die die Menschheit bedrohen – von der Umwelt-, bis zur Finanzkrise – beruhen auf der „Sucht der Gier“, die durch eine neue Kultur einer „humanen Empathie“ (Jeremy Rifkin) überwunden werden muss. Die allzeit bereite Frage „Rechnet sich das für mich?“ muss umgewandelt werden in die Erkenntnis, dass es eines klaren, mitfühlenden Sehens und Verstehens bedarf, dass ein klares Urteilen über Alternativen angesagt und ein klares Handeln notwendig ist, um einen Perspektivenwechsel zustande zu bringen. Mit diesen Grundkategorien eines christlichen, befreiungstheologischen Bewusstseins – Sehen, Urteilen, Handeln – argumentiert der Autor, dass „die Umsetzung dieser Erkenntnisse (zwar) nicht das Paradies auf Erden bringen, aber vielleicht die Hölle, in der ein Viertel der Weltbevölkerung leben muss und die dabei ist, den Erdball zu verschlingen, zurückdrängen (würde)“. Eine Antwort auf die „tötende Zivilisation“, wie der Ökumenische Rat der Kirchen 2008 die ökonomische, kapitalistische Weltentwicklung bezeichnet hat, könnten die „befreienden Theologien“ und eine neue Spiritualität sein, und ein großes, befreiendes „Dennoch“, das die Befreiungstheologien in der Welt bewegt [29].

Nachhaltigkeit als Aufklärungs- und Befreiungsbegriff

Der aus der Forstwirtschaft übernommene Begriff „Nachhaltigkeit“, bei dem die Erkenntnis dahinter steckt, dass der Mensch bei seiner Daseins- und Produktionsweise darauf achten solle, nicht mehr zu verbrauchen, als das natürliche Wachstum auf der Erde ermöglicht, hat sich als „ökologischer Fußabdruck“ in den Diskurs eingeprägt. Eine gerechte Welt ist möglich, dieser Optimismus funktioniert nur dann, wenn es gelingt, ein nachhaltiges Bewusstsein auf allen Gebieten des individuellen und gesellschaftlichen, menschlichen Zusammenlebens zu implementieren, ökonomisch, ökologisch und anthropologisch [30].  „Jedermann hat das Recht auf einen für die Gesundheit und das Wohlergehen von sich und seiner Familie angemessenen Lebensstandard, einschließlich ausreichender Ernährung…“, so wird in Artikel 25 der „globalen Ethik“ der Vereinten Nationen das Menschenrecht auf Nahrung festgelegt. Und gleich im darauffolgenden Artikel wird das Recht auf Bildung proklamiert. Ausreichende Ernährung wird somit mit der Notwendigkeit und dem Bedürfnis nach Bildung gleichgesetzt . Und doch: In großen Teilen der Welt fehlt es an beidem. Die in den Millenniums-Entwicklungszielen von 2000 formulierten Zukunftsperspektiven für eine gerechtere, bessere und friedlichere (Eine?) Welt hinken, das stellen wir gerade fest, hinter den hehren Erwartungen hinterher [31]. Der interdisziplinäre, anthropologische Diskurs um „Nahrung als Bildung“ verweist auf ein bisher im pädagogischen Bildungs- und Erziehungsdiskurs eher vernachlässigtes Feld humaner Entwicklung. Das existentielle Verlangen nach Nahrung als Befriedigung von physiologischen Grundbedürfnissen zum Leben verlangt zwangsläufig nach der ebenso bedeutsamen Erkenntnis, dass Nahrungsaufnahme eine immanent soziale Bedeutung hat und „(Essens)Gaben für Bildung und Bildungsprozesse bedeutsam sind“ [32]. Die Vereinten Nationen haben das Jahrzehnt von 2005 bis 2014 als Weltdekade "Bildung für nachhaltige Entwicklung" mit dem Ziel ausgerufen, das Leitbild der nachhaltigen Entwicklung in allen Bereichen der Bildung zu implementieren. Die Kultusministerkonferenz der Länder (KMK) hat dazu, in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), den „Orientierungsrahmen für den Lernbereich Globale Entwicklung“ vorgelegt (BMZ/KMK, Bonn 2008, 235 S.). In zahlreichen Initiativen wird diese schulische und außerschulische Bildungsherausforderung theoretisch und praktisch bearbeitet. An der (ländlichen) Universität im ostfriesischen Vechta haben sich 2012 Theoretiker und Praktiker in der interdisziplinären AG Nachhaltigkeit zusammengefunden, „um gemeinsam das Themen- und Handlungsfeld ‚Ernährung‘ an der Hochschule in Lehre und Forschung zu fördern und auf diese Weise zu einer nachhaltigen Entwicklung beizutragen“. Im Sammelband „Nachhaltige Ernährung lernen in verschiedenen Ernährungssituationen“ informieren 23 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über ihre Arbeit und die Ergebnisse einer Ringvorlesung im Sommersemester 2013. Die einzelnen, interdisziplinären Beiträge bieten in Theorie und Praxis Beispiele für die Lehreraus-, -fortbildung und Unterrichtspraxis an und zeigen Wege für ganzheitliche, nachhaltige und aufgeklärte Bildungs- und Lernprozesse auf [33]

Die Angst vor dem Scheitern nehmen

Versagen, Misserfolg…, das sind Non-Wörter, die sich in unser kulturelles Gedächtnis, Mentalitäts- und Zivilisationserleben eingebrannt haben und mit Un-Glück assoziiert werden. Denn der Erfolg ist es, der Glück bringt und Zufriedenheit auslöst. Im Operettentext „Glücklich ist, wer vergisst, was nicht mehr zu ändern ist“, steckt in gleicher Weise die Hoffnung, dass es schon, wenn es schlimm kommt, nicht ganz so schlimm werden wird, wie dies so manches Sprichwort androht. Wenn ein Mensch einen Fehler begeht, hat das Folgen. Dass sie sich negativ und schädlich auswirken und von daher moralisch bewertet werden, ist bereits von Aristoteles in seiner Ethiklehre annotiert worden. Fehlerhaftes Verhalten wird als amartia, als sittlich schlechte Handlung empfunden. Der Mensch könne sich auf vielfache Art und Weise „verfehlen“, aber nur auf eine Weise „richtig“ handeln. Ein Perspektivenwechsel bei dem Bemühen, Fehler nicht per se als verdammenswürdig zu charakterisieren – um Fehler zu überwinden und sie sogar zu benutzen, um die richtige Lösung und Wege dahin zu finden – vollzieht sich im wissenschaftlichen Denken und Handeln mit der heuristischen Methode des trial and error. Sie ermöglicht es zu erkennen, dass man aus Fehlern lernen kann. Damit gewinnen Fehler eine Bedeutung, die einem fehlerlosen Verhalten widerspricht.  „Aus Fehlern lernen“, um besser, erfolgreicher und nicht zuletzt zufriedener zu werden, das ist ein Credo, das der US-amerikanische Psychologe und Persönlichkeitstrainer Anthony Robbins verbindet mit der Erkenntnis, dass irren menschlich ist, der Mensch also kein perfektes, sondern ein fehlerhaftes Lebewesen ist, das lernen muss, gut zu sein: „Erfolg ist das Ergebnis richtiger Entscheidungen. Richtige Entscheidungen sind das Ergebnis von Erfahrung. Erfahrung ist das Ergebnis falscher Entscheidungen“. Mit diesem scheinbar paradoxen Circulus vitiosus misst er dem Irrweg, dem Scheitern und den Ungewissheiten im menschlichen Denken und Handeln eine besondere Bedeutung zu. Mit Scheitern anders als gewohnt, erworben und gelernt umzugehen, und Um- und Irrwege als Chance und Kehrseite des Erfolgs, also zu ihm zugehörig zu betrachten, ist eine ungewohnte Denke. Dass Menschen in ihrem Tun scheitern können, wird, wie der US-amerikanische Soziologe Peter A. Sennet fest stellt, als eines der letzten großen Tabus der Moderne betrachtet. Ein Team des Wiener Beratungs- und Entwicklungsunternehmens Koenigswieser & Network stellt mit dem richtig österreichischen Slang „Gescheiter scheitern“ eine Methode vor, die sie „Scheiternanalyse“ nennen. Der Geschäftsführende Gesellschafter und Systemiker Lars Burmeister und die Kommunikationswissenschaftlerin Leila Steinhilper stellen einen Ratgeber zusammen, in dem sie Forschungs- und Praxisergebnisse aus der Unternehmens-, Führungskräfte- und Personalentwicklung und der systemischen Beratung darstellen. Der Ratgeber „Gescheiter scheitern“ setzt sich mit einem Tabu und einem Missverständnis auseinander: Scheitern heißt verlieren! Zwar ist Scheitern im Leben der (aller) Menschen unvermeidlich, „aber wie wir scheitern, das können wir beeinflussen“. Diese optimistische Botschaft – und auch die, dass gescheiter Scheitern gelernt werden kann – sollte insbesondere in einer (Falsch-)Zeit, in der das Glück als existentielle und materielle Wunschvorstellung als kalkulierbarer Bestandteil des menschlichen Lebens Oberhand gewinnt, dazu beitragen, „das unvermeidliche Scheitern gedanklich in unser Handeln einzubeziehen“. Dann nämlich wird Scheitern nicht zu einem defätistischen, pessimistischen und tragischen Erleben, sondern zu einem aktiven, selbstbewussten und positiven Tun [34].

Arbeit als Lust und Last des Lebens

Lust an und Entfremdung von der Arbeit sind An- und Aufregungen, die das Nachdenken und die Auseinandersetzung mit den Tätigkeiten von Menschen über Jahrhunderte hinweg immer wieder herausfordern. Im philosophischen Diskurs ist Arbeit ein „Prozesse der bewussten schöpferischen Auseinandersetzung des Menschen mit der Natur und der Gesellschaft“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Arbeit_Philosophie). Im gesellschaftskritischen Verständnis und in der Kapitalismuskritik ist Arbeit, wenn sie nicht selbstbestimmt abläuft, nicht mehr und nicht weniger als Ausbeutung und Gier von kapitalistischen Mächten. Die Auswirkungen, Zumutungen und Belastungen von Menschen in Arbeitsprozessen zeigen sich nicht nur in ethisch-moralischen und Menschenrechtsfragen, sondern auch als arbeitspsychopathologische Aspekte. Der Psychiater und Psychoanalytiker von der Universität in Paris, Christophe Dejours, legt als Herausgeber einen Sammelband vor, in dem Kliniker über ihre Arbeit mit Patientinnen und Patienten informieren, die unter verschiedenen psychopathologischen Folgen der Arbeit leiden. Im professionellen Erfahrungsaustausch kommen die Expertinnen und Experten zu ganz verschiedenen theoretischen und praktischen Aussagen. Sie zeigen aber in ihren klinischen Fallstudien eindeutig auf, dass es eines Hau-Rucks bei der Frage bedarf, wie dieses hässliche Loch in einem humanem Gerüst einer Gesellschaft gestopft werden kann, nämlich Arbeit als ein gleichwertiges und gleichberechtigtes Gut beim menschlichen Miteinander zu verstehen und zu praktizieren [35].

Held oder Sklave der Arbeit?

Arbeit ist „menschliche Tätigkeit zur Bereitstellung, Herstellung und Sicherung von Gütern, die der Erhaltung des natürlichen Lebens dienen“. Was aber ein „natürliches Leben“ ist, darüber gehen in der Menschheitsgeschichte die Meinungen diametral auseinander. Das Bild von der „schönen, neuen Arbeitswelt“, wie es insbesondere von Kapitaleigners und Produzenten gemalt wird, zeigt Übermalungen und Risse. Die Beschäftigung soll sich beim Arbeitnehmer verbinden mit dem Gefühl der „Liebe zum Beruf“ und der uneingeschränkten Identifizierung mit dem Arbeitsort und der -tätigkeit. „Die wachsende Emotionalisierung des Arbeitsverhältnisses ist kein Zufall, und sie hat ihren Preis“. Diese These vertritt die Kulturwissenschaftlerin, Historikerin und Botschafterin der Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen, Sabine Donauer, in ihrer 2013 abgeschlossenen Dissertation „Emotions at Work – Working on Emotions. On the Production of Economic Selves in Twentieth-Century Germany“. Die Erzählungen, die Sabine Donauer mit zahlreichen Quellennachweisen und Fallbeispielen bestückt, vermitteln einen Eindruck darüber, mit welchen Anstrengungen, Konzepten und Methoden Großunternehmen und deren Lobby- und Vertreter-Organisationen über die Jahrzehnte hinweg Meinungs- und Wertebildung in der Gesellschaft manipulieren und bestimmen. Mit der Strategie, „dem Gefühl drückender Arbeitslast Lebensfreude entgegenzusetzen“ wurde und wird bis heute diese Auffassung befördert. Die Stoßrichtungen dieser besänftigenden, psychologisierenden und ideologischen Einflussnahmen verliefen dabei im Takt der gesellschaftlichen Befindlichkeiten und Politik. Ziel ist, „den Arbeitsplatz als einen wohlgesinnten, integrativen Ort erscheinen zu lassen“, hin zu dem Versprechen, im Arbeitstakt Selbstverwirklichung zu finden. Gibt es Lösungen aus diesem Dilemma? Natürlich ist da die Forderung nach einer gerechteren Welt(wirtschafts-) Ordnung, wie sie allenthalben gefordert und propagiert, gleichzeitig aber auch interessenbestimmt gefürchtet und vermieden wird. Weniger statt Alles Immer, das könnte eine Lösung sein. Sie erfordert aber individuelles und lokal- und globalgesellschaftliches Engagement und die aufgeklärte Einsicht, dass die Lebenswelt der Menschen auf der Erde Gemeingut und nicht Privatbesitz von Wenigen sein muss, wie dies die Nobelpreisträgerin für Wirtschaftswissenschaften (2009), Elinor Ostrom, vorschlägt [36]. Sabine Donauer verweist darauf, dass „die Vorteile eines WENIGER statt des ALLES IMMER ( ) auf der Hand (liegen)“. Nötig sei dafür ein Perspektivenwechsel weg von einer Konsumkultur und hin zu einer Kultur des Zeitwohlstands [37].

„Arbeit adelt“ – „Arbeit ist Müh’ und Not“

Im Volksmund wird die Ambivalenz des Arbeitsbegriffs und der Schaffenstatsache deutlich. „Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen“, so die Strafe eines Übertritts (1. Mose 3:19); „ora et labora“, als „vita religiosa“ des abendländischen Mönchtums, verdeutlichen den Zusammenhang von Dasein und gottgewolltem Leben;. und die Aufforderung „raboti, raboti“ als Aufforderung zum Schaffen, denn „Müßiggang ist aller Laster Anfang“. In der antiken Denkweise, etwa bei Aristoteles, wird davon ausgegangen, dass es Menschen gibt, die von Natur aus Sklaven sind, zur Arbeit bestimmt, während der langhaarige Freie unmöglich eine Arbeit verrichten könne. Aus den zufällig genannten Auffassungen, was „Arbeit“ ist, wird schon deutlich, dass die Begriffsbestimmungen und Einstellungen zur menschlichen Arbeit zeit-, kultur-, mentalitäts-, macht- und ideologiebestimmt sind. Die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlerin von der Universität Wien, Andrea Komlosy, geht in ihrem Essay auf die historischen, kulturellen, weltanschaulichen und ideologischen Veränderungsprozesse ein, die „Arbeit als Sinn (und Zweck!) des Lebens“ und/oder als „Befreiung von der Arbeit“ mit sich bringen, Einstellungen bewirken, Macht und Ohnmacht produzieren und sich (bis heute) als fatalistische, weltanschauliche und fundamentalistische Verhaltensweisen oder kritische, humane Positionen darstellen. Ein Schwerpunkt ihrer Analyse ist die Einteilung in Arbeitsbedingungen, -verhältnisse und -vorstellungen in  sechs ausgewählten Zeitperioden, die sie „Zeitschnitte“ bezeichnet. Sie wählt dabei sechs Schlüsseljahre aus – 1250, 1500, 1700, 1800, 1900 und 2010, an denen sie „stellvertretend für markante Veränderungen in der Art und Weise, wie Arbeit betrachtet, wie Arbeit organisiert und wie Arbeitsverhältnisse kombiniert wurden“. Jedes Schlüsseljahr leitet sie mit einer Charakterisierung der weltwirtschaftlichen Situation und der politischen und gesellschaftlichen Kräfteverhältnisse ein, die sie differenziert in „Arbeitsverhältnisse vor Ort“, „Überregionale Verbindungen“ und „Großräumige Verbindungen“. Dadurch entstehen Charakterbilder, die die jeweiligen individuellen und kollektiven Wirklichkeiten abbilden [38].

Den Wandel als Entgrenzung verstehen

In der sich immer interdependenter und entgrenzender entwickelnden Welt verändern sich traditionelle Formen des Daseins rapide, und zwar sowohl individuelle, als auch gesellschaftliche und berufliche. Es sind die gesellschaftlich gemachten, den jeweiligen Strukturen unterliegenden Bedingungen und Voraussetzungen, die das Leben der Menschen zu einer Funktion der Gesellschaft machen, oder die Formen von Selbstbestimmung und Freiheit ermöglichen. Da ist zum einen die weltweit um sich greifende Urbanisierung, und zum anderen die insbesondere in den industrialisierten Ländern beobachtbaren Tendenzen zum Leben auf dem Lande. Der „Macht der Städte“ [39] steht die Sehnsucht nach dem einfachen, naturbetonten Leben im Dorf gegenüber [40]. In der Geographie als sozialwissenschaftliche Disziplin gelangen in immer stärkerem Maße Fragen des sozialen Wandels in das Blick- und Forschungsfeld. Mobile Formen des Lebens, von beruflich bedingten Wohnortveränderungen bis hin zu globalen Wanderungsprozessen, bewirken immer öfter die Auflösung von traditionellen und etablierten Herkunfts- und Heimatgefühlen. Auf diesen Wandel kann der Mensch mit einem Entweder-Oder reagieren; entweder er entzieht er sich diesen Anforderungen, verzichtet und „steigt aus“; oder er nimmt die Herausforderungen einer mobilen Lebensweise an. Bei letzterem sind es die Wohnformen in den städtischen Räumen, die zu veränderten Wahrnehmungs-, Wohn- und Lebenssituationen der Bewohner führen. Gelangen in dieses Blickfeld die neu entstandenen Wohn- und Siedlungsstrukturen in den polyzentrischen Stadtregionen, so werden eine Reihe von Veränderungen zum traditionellen Zentrum-Periphierie-Modell deutlich, hin zu polyzentrischen Stadtregionen: „Mit der wachsenden Bedeutung technisch gestützter Kommunikation sowie der Entgrenzung der Alltagspraktiken bei immer noch zunehmender räumlicher Mobilität differenzieren sich aktionsräumliche Muster aus“. Der am Institut für Umweltplanung der Leibniz-Universität Hannover tätige Geograf Rainer Danieltzyk, der Direktor des Leibniz-Instituts für Länderkunde an der Universität Leipzig, Sebastian Lentz, und Claus C. Wiegand vom Geographischen Institut der Universität Bonn, haben mit ihren Teams von 2010 bis 2012 das Forschungsprojekt „Wohnstandortentscheidungen in polyzentrischen Stadtregionen“ durchgeführt, das auf vier Grundannahmen und Fragestelllungen beruhte: Wandel der Haushalts- und Lebensformen – neue Anforderungen in der Arbeitswelt – veränderte Mobilitätsmuster – neue Wahrnehmung und Images von Stadträumen. Das Forschungsprojekt umfasste die polyzentrischen Stadtregionen Köln/Bonn, Östliches Ruhrgebiet und Leipzig/Halle, mit den jeweils spezifisch zugeordneten, historisch und gesellschaftlich entstandenen polyzentrischen Entwicklungen. Die Ergebnisse des Forschungsprojektes „Wohnstandsentscheidungen in polyzentrischen Stadtregionen“ vermitteln mit den Raum-Analysen der drei unterschiedlichen Stadtregionen – Köln/Bonn, Östliches Ruhrgebiet, Leipzig/Halle – interessante und für die Tendenz der Reurbanisierung bedeutsame Aussagen für Planungs- und Innovationsstrategien [41].

Innovation heißt Erneuerung

Eine innovative Gesellschaft zeichnet sich dadurch aus, dass es gelingt, die Kreativitäten, Kompetenzen und Visionen von ganz vielen Menschen aus der Gemeinschaft aktiv werden zu lassen. Mit dieser vorläufigen Benennung soll darauf hingewiesen werden, dass eine Gesellschaft Veränderung und Wandel braucht. Der ehemalige Schweizer Top-Manager Hans A. Pestalozzi (1929 – 2004), der einen existentiellen Perspektivenwechsel hin zum Umweltschützer und Menschenrechtsvertreter vorgenommen hat, ruft in seinem Buch „Nach uns die Zukunft“ (1979) zur „positiven Subversion“ auf, indem er das von Kurt Marti in Berner Mundart verfasste Gedicht „Wo chiemte mer hi…“ als Aufruf zum Mittun für eine humane, gerechte, soziale und friedliche (Eine) Welt übernimmt: „Wo kämen wir hin / wenn alle sagten / wo kämen wir hin / und niemand ginge / um einmal zu schauen / wohin man käme / wenn man ginge“. Wir sind bei der Frage, wie gesellschaftliche Einmischung und Mitgestaltung aussehen könnte, und zwar in allen gesellschaftlichen Bereichen und Zusammenhängen, als individuelle und kollektive Aktivitäten. Mit dem Zauberwort „Nachhaltigkeit“ [42] hat sich im lokalen und globalen Diskurs um Menschheitsentwürfe und Weltgestaltung eine Vision entwickelt, die wegführen soll vom ökonomischen und konsumtiven Denken und Handeln und sustainable development anstelle eines business as usual und throughput growth zu setzen. Gesucht werden der „Sozialunternehmer“ und das ökonomische Unternehmen, das nicht allein auf Profit und egoistischem Mehrwert ausgerichtet ist, sondern eine ethische, moralische gesellschaftliche Verantwortung erkennt und praktiziert. Der geschäftsführende Vorstand der BMW Stiftung, Herbert Quandt, der Kommunikationswissenschaftler von der Fakultät für angewandte Sozialwissenschaften der Hochschule München, Peter Dürr, der Geschäftsführer des „Strached Center for Entrepreneurship (SCE)“, Klaus Sailer und der Kultur- und Kommunikationswissenschaftler Karl Peter Sprinkart verstehen sich als lokal- und globalgesellschaftliches Innovationsteam. Sie haben bisher mehrere Veröffentlichungen zu „Perspektiven gesellschaftlicher Innovation“, „Netzwerke gesellschaftlicher Innovation“ und „Praxis gesellschaftlicher Innovation“ vorgelegt. Ihre Zielsetzung ist nicht, eine dezidierte oder gar forcierte Kapitalismuskritik zu betreiben; sie warnen jedoch schon von einem „Weiter so“ und bringen Beispiele, wie ein verantwortungsbewusstes, soziales Unternehmertum den Perspektivenwechsel vollziehen kann [43]. Ein durchaus anderes Kaliber zum positiven, ökonomischen und zivilgesellschaftlichen, lokalen und globalen Denken und Handeln legt das Journalistenehepaar Kristof / WuDunn mit ihren Erzählungen über inspirierende Geschichten aus der ganzen Welt vor. Sie haben zahlreiche Beispiele zusammen getragent, mit denen sie deutlich machen wollen, „dass es nicht deprimierend sein muss, den Problemen der Welt ins Auge zu sehen, sondern dass es vielmehr eine Inspirationsquelle sein kann, weil Krisen, die den Menschen innewohnende Hilfsbereitschaft zum Leben erwecken“; sich im Geben und Nehmen Humanität zeigt und Hoffnung wächst. Sie plädieren für eine „Kultur des Altruismus und der Empathie“, weisen jede Form von sentimentaler und frömmlerischer Betulichkeit zurück und sind überzeugt, dass gesellschaftliches Engagement… unsere seelische und körperliche Gesundheit fördert und uns eine höhere Lebenserwartung beschert“, weil Egoismus, Egozentrismus und Gier nicht nur einsam und unzufrieden, sondern auch krank machen: „Dem Altruismus wohnt …eine mächtige Auftriebskraft inne, sowohl für unsere Gesundheit, als auch für unser Lebensglück“. So wird empathische und intellektuelle Hilfsbereitschaft egoistisch im guten Sinn des Auf-sich-Bezogen-Seins mit dem Bewusstsein des Kollektiv-Seins der Menschheit verbunden und setzt sich ab von einer egozentrierten, übersteigerten Selbstbezogenheit [44].

Ist jeder Mensch ein Mystiker?

Der aufregende, anthropologische und psychologische Perspektivenwechsel, dass Mystiker nicht einzigartige Menschen sind, sondern jeder Mensch ein einzigartiger Mystiker ist, scheint Perspektiven zu öffnen, die Menschen, seit sie sich ihres Verstandes und ihrer Humanität bewusst geworden sind, zu Hoffnungen bewegt haben, und was in der „globalen Ethik“, der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (1948) als Idealvorstellung von Menschlichkeit zum Ausdruck kommt. Der US-amerikanische Psychologe Abraham H. Maslow (1908 – 1970) war Mitbegründer der Humanistischen Psychologie [45]. In der deutschsprachigen, psychologischen, psychotherapeutischen, soziologischen und entwicklungspolitischen Diskussion ist er vor allem durch seine „Bedürfnispyramide“ bekannt geworden, mit der er die individuellen Grundbedürfnisse der Menschen aufzeigt und dabei auf existentielle Menschenrechte verweist, wie dies in Art. 25 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte postuliert wird: (1) Jedermann hat das Recht auf einen für die Gesundheit und das Wohlergehen von sich und seiner Familie angemessenen Lebensstandard, einschließlich ausreichender Ernährung, Bekleidung, Wohnung, ärztlicher Versorgung und notwendiger sozialer Leistungen…“. Es sind Forderungen nach sozialer und Verteilungsgerechtigkeit, die auf der globalen Agenda stehen und an das Gewissen der Menschheit rühren. Als Maslow bei seiner Suche nach Menschlichkeit die bis dahin in der Psychologie und Psychotherapie gewohnte Fragestellung „Was macht Menschen psychisch krank?“ einfach umdrehte und mit der Frage „Was zeichnet psychisch besonders gesunde Menschen aus?“ positiv nachschaute, stieß er auf eine bemerkenswerte Erkenntnis: „Psychisch besonders gesunde Menschen tendieren zu ‚mystischen Erfahrungen‘“. Dieser erstaunliche, und dem traditionellen Mainstream der Psychologie und Psychotherapie entgegenstehende Befund hat auch den in Österreich geborenen, einem kontemplativen Zweig des Benediktinerordens in den USA angehörenden Psychologen und Theologen David Steindl-Rast veranlasst, nach Brücken zwischen dem abendländischen, christlichen Denken und dem Zen-Buddhismus zu suchen. Er gibt, zusammen mit dem Gestalttherapeuten und Leiter der Gestalt-Institute Köln und Kassel (GIK, www.gestalt.de), Erhard Doubrawa, zwei Maslowsche Schriften - Lessons from the Peak-Experience“ – „Was Gipfelerlebnisse uns lehren“ (1961/62), und: „Religions, Values, and Peak-Experience“ – „Religionen, Werte und Gipfelerlebnisse“ (1964) – in deutscher Sprache heraus. Es geht dabei im wesentlichen um die Frage, wie sich „Gipfelerlebnisse“ [46] auf menschliches Denken und Tun auswirken. Sein Plädoyer „Einseitigkeit macht krank“ verweist auf die (Denk-)Falle, dass im allgemeinen einfache, nur auf ein absolutes Ja oder Nein fokussierte Einstellungen nur das bewirken können, was sich in Fundamentalismen, Egoismen, Fatalismen und Rassismen zeigt [47].

Creare – schöpferisches Tun

„Sei kreativ – und du bist erfolgreich!“ – das ist die Botschaft, die überall wo Menschen handeln, sich bewegen und entfalten ertönt. Im gesellschaftskritischen, wissenschaftlichen Diskurs ergibt sich dabei ein Spagat, der sich zwischen Faszination, Unbehagen und Distanz bewegt. Die Chance wie der Zwang zur Kreativität bringen dabei gewollte und ungewollte Aufforderungen und Herausforderungen mit sich. Bei der Frage, was Kreativität ist, wie sich dieses individuelle und soziale Phänomen im Menschsein darstellt, welche Herausforderungen, Erwartungen, Erfolge wie auch Enttäuschungen und Misserfolge sich zeigen, erwächst nicht selten das befreiende wie frustrierende Aha-Erlebnis: „Everything has been done“ (Grupo Azorro, 2003). Immer aber entsteht dabei der Anspruch, aus Bestehendem Neues zu schaffen und weiter zu entwickeln. Eine ästhetische, vielleicht sogar existentielle Antwort darauf können Soziologen, Psychologen, Anthropologen und Kulturwissenschaftler geben: „Das Neuartige im Sinne des Kreativen ist dann nicht lediglich vorhanden wie eine technische Errungenschaft, es wird vom Betrachter und auch von dem, der es in die Welt setzt, als Selbstzweck sinnlich wahrgenommen, erlebt und genossen“. Der Lehrstuhlinhaber für Vergleichende Kultursoziologie an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder), Mitglied des Beirats „Wissenschaft und Zeitgeschehen“ des Münchner Goethe-Instituts und Fellow am Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS), School of Language and Literature, Andreas Reckwitz, geht diesen Fragen nach. Er untersucht die historischen Entwicklungen, verweist auf positive und negative Erscheinungsformen und diskutiert die „Politisierung (und Globalisierung, JS) der Kreativität“. Er zeigt die Janusköpfigkeit des Verständnisses und Umgangs mit Kreativität auf: „Zum einen verweist sie auf die Fähigkeit und die Realität, dynamisch Neues hervorzubringen…, zum anderen nimmt Kreativität Bezug auf ein Modell des ‚Schöpferischen, das sie an die moderne Figur des Künstlers, an das Künstlerische und Ästhetische insgesamt zurückbindet“ [48].

„Negative Ethik“ als Lösung?

Das Bemühen, Zugang und Erkennen von Begriffen zu finden, die in vielfältiger Weise Kennmarken für menschliche Eigenschaften und menschliches Verhalten sind, wird meist verbunden mit dem Aufzeigen von Bildnissen und Exemplaria, und mit der Aufforderung, Gewohntes quer zu denken und damit einen Perspektivenwechsel beim festgelegten Tun oder Lassen vorzunehmen. Bei der Annäherung an den Begriff „Gelassenheit“ bietet sich an, einen „locus amoenus“, also einen wünschenswerten, „lieblichen“ und idealisierten Ort zu suchen, an dem es lohnt und vielleicht auch nur möglich ist, über die Tugend nachzudenken, die in den Mentalitäten und (vermeintlichen wie tatsächlichen) Zwängen des funktionalistischen und rationalistischen Denkens und Handelns unterzugehen droht. Ein solcher Ort könnte vielleicht die Fraueninsel im Chiemsee sein, jedenfalls nach der Meinung einer Gruppe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die sich der philosophischen Richtung der „Negativen Ethik“ zugehörig fühlen. Die Denkrichtung gründet auf der Überzeugung, dass die anthropologische, moralphilosophische Betrachtung vom „guten Leben“ nicht mit einem moralischen Apercus, sondern mit einer Gesellschaftskritik (Adorno) verbunden sein müsse, oder anders mit Schopenhauer und Heidegger und den neuen „Negativen Ethikern“ ausgedrückt: „Negative Ethik bricht den Primat, den die Neuzeit dem Tun und Machen zuerkennt. Ihre erste Frage ist nicht ‚Was sollen wir tun?‘, sondern ‚Was sollen wir lassen?‘“. Aus Anlass der Emeritierung des am Geschwister-Scholl-Instituts für Politikwissenschaft der Ludwig-Maximilians-Universität München lehrenden Philosophen Henning Ottmann haben seine Schüler und Weggefährten 2010 an einem „locus amoenus“, der Fraueninsel im Chiemsee, ein Symposium durchgeführt. Die Beiträge werden mit dem Sammelband vorgelegt. Die Sozialwissenschaftler Stefano Sarracino und Peter Seyferth geben das Buch heraus. Es sind Denk-, Haltungs-, Einstellungs- und Arbeitsethiken, die gewissermaßen gegen den Mainstream gebürstet werden. Vom „locus amoenus“, dem Ort auf der Fraueninsel im Chiemsee, bis zum abgelegenen Dorf in der Auverne; wenn das nicht sichtbare und gleichzeitig verborgene Signale sind, in welcher Spannweite sich die „Negative Ethik“ bewegt. Das Nachdenken über „Gelassenheit“,  wie das Propagieren von Einstellungen und Verhaltensweisen und das Leben zu entschleunigen, sind Hinweise darauf, dass die im Zeitalter der medialisierten, technisierten und kapitalisierten Moderne entstandenen Entwicklungen verändert werden sollten, hin zu dem Lebensmut:„Let it be“. Dass dieser Perspektivenwechsel in gar keiner Weise als Ewig-Gestriges und Überholtes zu verstehen ist, sondern mit dem „Mut zu lassen“ neue, gegenwartsbezogene und zukunftsorientierte, humane Perspektiven aufzeigt, vermitteln die einzelnen Beiträge in differenzierter und überzeugender Weise [49].

Das Wissen vom Menschen

Die traditio humana, als ein bedeutsamer Strang in der historisch-anthropologischen Forschung geht davon aus, dass „das Menschen Mögliche ( ) erkennbar (ist) an dem, was Menschen bisher möglich war, aber dieses ist nicht sein endgültiges Maß. Alles Dagewesene ist Menschen möglich, aber es ist keinesfalls schon alles Mögliche da gewesen“. Es geht also in der historischen Anthropologie darum, „Wissen von und über Menschen aus verschiedensten Epochen und Kulturen gleichsam zu einem Album des Menschlichen zusammenzufügen zu einer Erkundung des Menschlichen“, und zwar „im Rückblick auf geschichtlich und im Hinblick auf gegenwärtig verwirklichte Menschlichkeiten den reflexiven Horizont der Gegenwärtigen auf die Vielfalt der Möglichkeiten menschlicher Existenzweisen hin auszuweiten“.Am Institut für Erziehungswissenschaften der Universität Innsbruck wird seit den 1980er Jahren ein Verständnis von transdisziplinären Erziehungswissenschaften gepflegt, bei dem die Historische Anthropologie, Zivilisationsgeschichte, Historische Psychologie, Psychohistorie und eine Reihe weiterer quer zu den disziplinären Ordnungen der Fachwissenschaften liegende Denkrichtungen zusammenarbeiten. Der in Innsbruck und Bozen lehrende Anthropologe und Erziehungswissenschafter Bernhard Rathmayr (em.) gibt, zusammen mit den Innsbrucker Erziehungswissenschaftlerinnen Helga Peskoller und Maria A. Wolf einen Sammelband heraus, in dem die Grundstrukturen und Ergebnisse dieses anthropologischen Nachdenkens subsumiert sind. Dabei liegt der Fokus der Betrachtungen auf den Daseins- und Aktionsformen des abendländischen Menschen [50]. Autor
Dr. Jos Schnurer
Ehemaliger Lehrbeauftragter an der Universität Hildesheim
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[1] U. Nortmann, in: Otfried Höffe, Aristoteles-Lexikon, Kröner-Verlag, Stuttgart 2005, S. 179ff

[2] DIE ZEIT, Nr. 11 vom 3. März 2016, S. 50

[3] Deutsche UNESCO-Kommission, Unsere kreative Vielfalt. Bericht der Weltkommission „Kultur und Entwicklung“ (Kurzfassung), 2., erweit. Ausgabe, Bonn 1997, S. 18; sowie: Daniel L. Meadows, u.a., Die Grenzen des Wachstums, DVA, Stuttgart 1972, 183 S. 

[4] Robert Goodland, u.a., Hrsg., Nach dem Brundtland-Bericht: Umweltverträgliche wirtschaftliche Entwicklung, Deutsches Nationalkomitee für das UNESCO-Programm „Der Mensch und die Biosphäre, Bonn 1992, 104 S.; sowie: Volker Hauff, Hrsg., Unsere Gemeinsame Zukunft. Der Brundtland-Bericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung, Eggenkamp-Verlag, Greven 1987, 421 S.

[5] Fritz Deppert, Ein Bankier steigt aus, 2012, zur Rezension; sowie: Rainer Lehmann, Aufforderung zum Ungehorsam. Ein Pamphlet, 2013, zur Rezension

[6] G Frank Henning, Oblomowerei - eine Vorstufe der Sucht? Oder: Die Metamorphose des Stolz, 2013, zur Rezension

[7] Antonio Damasio, Selbst ist der Mensch. Körper, Geist und die Entstehung des menschlichen Bewusstseins, 2011, zur Rezension

[8] Martina Franzen / Alena Jung / David Kaldewey / Jasper Korte, Hrsg., Autonomie revisited. Beiträge zu einem umstrittenen Grundbegriff in Wissenschaft, Kunst und Politik, 2014, zur Rezension; siehe auch: Bernhard H. F. Taurec,: Gleichheit für Fortgeschrittene. Jenseits von "Gier" und "Neid", 2010, zur Rezension

[9] Dieter Birnbacher, Tun und Unterlassen, 2014, zur Rezension; sowie: Richard Sennet, Zusammenarbeit. Was unsere Gesellschaft zusammenhält, 2012, zur Rezension

[10] J. Hübner, in: Otfried Höffe, Aristoteles-Lexikon, Stuttgart 2005, S. 438

[11] Rainer Funk, Entgrenzung des Menschen, 2012, zur Rezension

[12] Edward O. Wilson, Die soziale Eroberung der Erde. Eine biologische Geschichte des Menschen, 2013, zur Rezension

[13] Alfred Nordheim / Klaus Antoni , Hrsg., Grenzüberschreitungen. Der Mensch im Spannungsfeld von Biologie, Kultur und Technik, 2013, zur Rezension

[14] Martha Craven Nussbaum, Politische Emotionen. Warum Liebe für Gerechtigkeit wichtig ist, 2014, zur Rezension

[15] Frank Schirrmacher, Ego. Das Spiel des Lebens, 2013, zur Rezension

[16] Joseph Vogl, Das Gespenst des Kapitals, 2010, zur Rezension

[17] Tilmann Moser, Geld, Gier & Betrug. Wie unser Vertrauen missbraucht wird, 2012, zur Rezension

[18] Elmar Altvater, Der große Krach oder die Jahrhundertkrise von Wirtschaft und Finanzen, von Politik und Natur, 2010, zur Rezension; siehe auch: Hans See, Wirtschaft zwischen Demokratie und Verbrechen, 2008, zur Rezension

[19] David Graeber, Kampf dem Kamikaze-Kapitalismus. Es gibt Alternativen zum herrschenden System, 2012, zur Rezension

[20] David Graeber, Schulden. Die ersten 5000 Jahre, 2012, zur Rezension

[21] Rolf-Dieter Hepp, Hrsg., Prekarisierung und Flexibilisierung = Precarity and flexibilisation, 2012, zur Rezension

[22] Ingo Elbe / Sven Ellmers / Jan Eufinger , Hrsg., Anonyme Herrschaft. Zur Struktur moderner Machtverhältnisse, 2012, zur Rezension; siehe auch: Joseph Nye, Macht im 21. Jahrhundert. Politische Strategien für ein neues Zeitalter, 2011, zur Rezension

[23] Meinhard Miegel, Exit. Wohlstand ohne Wachstum, 2010, zur Rezension; siehe auch: Reiner Klingholz, Sklaven des Wachstums - die Geschichte einer Befreiung, 2014, zur Rezension

[24] Norbert Blüm, Ehrliche Arbeit. Ein Angriff auf den Finanzkapitalismus und seine Raffgier, 2011, zur Rezension

[25] Jean Baudrillard, Die Konsumgesellschaft. Ihre Mythen, ihre Strukturen, 2014, zur Rezension; siehe auch: Jürgen Ritsert, Wert. Warum uns etwas lieb und teuer ist, 2013, zur Rezension

[26] Erich Fromm, Haben oder Sein. Die seelischen Grundlagen einer neuen Gesellschaft, 1976, 212 S.; vgl. auch: Harald Weinrich, Über das Haben. 33 Ansichten, 2012, zur Rezension; sowie: Manfred Lütz, Bluff! Die Fälschung der Welt, 2012, zur Rezension

[27] Hans Bürger, Der vergessene Mensch in der Wirtschaft. Ökonomie zwischen Gier und Fairness, 2012, zur Rezension

[28] Jos Schnurer, Ist Geld die Quelle allen Übels – oder hat Geld immer recht?, 22.11.2013, zur Materialie

[29] Ulrich Duchrow, Gieriges Geld. Auswege aus der Kapitalismusfalle – Befreiungstheologische Perspektiven, 2013, zur Rezension; siehe auch: Richard Edtbauer / Alexa Köhler-Offierski, Hrsg., Welt- Geld – Gott, 2012, zur Rezension

[30] Ulrich Grober, Die Entdeckung der Nachhaltigkeit. Kulturgeschichte eines Begriffs, 2010, zur Rezension

[31] Martín Caparrós, Der Hunger, 2015, zur Rezension

[32] Birgit Althans / Friederike Schmidt / Christoph Wulf, Hrsg., Nahrung als Bildung. Interdisziplinäre Perspektiven auf einen anthropologischen Zusammenhang, 2014, zur Rezension

[33] Johanna Schockemöhle / Margit Stein, Hrsg., Nachhaltige Ernährung lernen in verschiedenen Ernährungssituationen. Handlungsmöglichkeiten in pädagogischen und sozialpädagogischen Einrichtungen, 2015, zur Rezension

[34] Lars Burmeister / Leila Steinhilper, Gescheiter Scheitern. Eine Anleitung für Führungskräfte und Berater, 2011, zur Rezension

[35] Christophe Dejours, Hrsg., Klinische Studien zur Psychopathologie der Arbeit, 2012, zur Rezension

[36] Elenor Ostrom, Was mehr wird, wenn wir teilen. Vom gesellschaftlichen Wert der Gemeingüter, 2011, zur Rezension

[37] Sabine Donauer, Frohes Schaffen. Arbeitsgefühle als Wirtschaftsfaktor, 2015, zur Rezension

[38] Andrea Komlosy, Arbeit. Eine globalhistorische Perspektive. 13. bis 21. Jahrhundert, 2014, zur Rezension

[39] Michael Gehler, Hrsg., Die Macht der Städte. Von der Antike bis zur Gegenwart, 2011, zur Rezension

[40] Johannes Liess, Artgerecht leben. Von einem, der auszog, ein Dorf zu retten, 2011, zur Rezension

[41] Rainer Danielzyk, Hrsg., Suchst du noch oder wohnst du schon? Wohnen in polyzentrischen Stadtregionen, 2014, zur Rezension; sowie: Ekkehard Nuissl / Henning Nuissl, Hrsg., Bildung im Raum, 2015, zur Rezension

[42] Ulrich Grober, Die Entdeckung der Nachhaltigkeit. Kulturgeschichte eines Begriffs, 2010, zur Rezension

[43] Markus Hipp / Peter Dürr / Klaus Sailer / Karl Peter Sprinkart, Praxis gesellschaftlicher Innovation. Best-Practice-­Beispiele aus den Zukunftsfeldern Zivilgesellschaft & gesellschaftliche Beteiligung, Bildung & Integration, Diversity of Lifestyles, 2015, zur Rezension

[44] Nicholas D. Kristof / Sheryl WuDunn, Ein Pfad entsteht. Chancen eröffnen, Leben verändern, 2015, zur Rezension

[45] Jürgen Straub, Hrsg., Der sich selbst verwirklichende Mensch. Über den Humanismus der humanistischen Psychologie, 2012, zur Rezension

[46] vgl. auch: Manfred Geier,: Geistesblitze. Eine andere Geschichte der Philosophie, 2013, zur Rezension

[47] Abraham H. Maslow, Jeder Mensch ist ein Mystiker. Impulse für die seelische Ganzwerdung, 2014, zur Rezension

[48] Andreas Reckwitz, Die Erfindung der Kreativität, 2012, zur Rezension; sowie: Ute Frevert, Vertrauensfragen. Eine Obsession der Moderne, 2013, zur Rezension

[49] Henning Ottmann / Stefano Saracino / Peter Seyferth, Hg., Gelassenheit – Und andere Versuche zur negativen Ethik,2014, zur Rezension

[50] Bernhard Rathmayr, Selbstzwang und Selbstverwirklichung. Bausteine zu einer historischen Anthropologie der abendländischen Menschen, 2011, zur Rezension